Dienstag, 28. August 2012

Ankunft Daheim!

Rückblickend betrachtet habe ich es doch eine Woche in Marrakesch ausgehalten und das, obwohl ich mich nie mit der Stadt anfreunden konnte. Marrakesch im Juli bedeutete massenhaft Touristen und das bei 40 °C. Ich genoss aber die Infrastruktur, sprich Internetzugang und konnte deshalb schon damit beginnen, die notwendigen Dokumente für mein gabuner Auto zu organisieren, um ohne Probleme in die Europäische Union einreisen zu können. 
Mein letzter Abend in Marrakesch war dann aber doch noch schön. So hatte am Tag zuvor der Ramadan begonnen und als ich mich an diesem letzten Abend in Marrakesch auf die Straßen begab, waren diese wie leergefegt. Die Touristen schienen vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Plötzlich waren auch die kleinen marokkanischen Cafés zu sehen, in denen emsig das Nachtmahl vorbereitet wurde, für alle jene, die den Heißhunger nach dem Moscheebesuch in einem Cafe zu stillen gedachten. Und mit dem Einbruch der Dunkelheit füllten sich die Cafés, aber nun, zum ersten mal seit meiner Ankunft in dieser historischen Stadt, nicht mit Touristen, dafür aber mit Marokkanern. Es schien als hätten sich die Einheimischen diese Stadt zumindest für eine Nacht zurückerobert. Ich nutzte die Ruhe, um doch noch abschließend ein wenig "sightseeing" zu betreiben und schlenderte in der Dunkelheit durch die berühmten Gassen und über die sehenswerten Plätze dieser Stadt. Am nächsten Morgen ging es aber weiter. Und, da mein Herz immer mehr in Richtung Europa blickte, wählte ich den direkten Weg von Marrakesch nach Fès ohne weitere Bummelfahrten im Hochatlas zu unternehmen. Aber auch bei dieser direkten Route über Beni Mellal und Khénfira nach Fès handelte es sich um eine wunderschöne Route.
In Fès angekommen suchte ich sofort meine gebuchte Unterkunft, wo ich auch meine Autoversicherung für die Europäische Union aufzufinden hoffte. Die Ankunft meiner Autoversicherung sollte aber noch einige Tage auf sich warten lassen und damit meine Überfahrt nach Europa um fast zwei Wochen verzögern. Glücklicherweise durfte ich diese Wartezeit in Fès absitzen. Fès ist so wie Marrakesch eine Königsstadt, die aber diesen historischen Flair mehr gewahrt hat. Das bedeutete aber nicht, dass man in Fès einfach und ungestört durch die Altstadt spazieren konnte. Während Marrakesch einen ständigen Kampf gegen Touristen und Marktschreier bzw. Händler jeder Art bedeutete, musste man in Fès Acht geben, dass man aufgrund der Menge an selbsternannten Touristenführern und den damit verbundenen unnötigen Diskussionen, nicht die eigentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt verpasste. So begab ich mich nur an ganz guten Tagen in die Altstadt und verbrachte die meiste Zeit in der sogenannten "Ville Nouvelle", wo ich mir selbst überlassen wurde und ich ungestört meine Streifzüge durch Fès bestreiten konnte. 

Die Königsstadt Fès
Der Ramadan kam mir insofern entgegen, als dass dadurch die Touristenzahlen stark zurückgegangen sind und die allgemeine Hektik und der Trubel bedeutend weniger waren. Dafür war es untertags oftmals ein recht schwieriges Unterfangen Nahrung und vor allem genügend zum Trinken zu finden, da ein Großteil der Marokkaner, und damit auch die Greisler, erst abends das Haus verließen. Ich erwähne hier nochmals, dass es untertags regelmäßig über 40 °C hatte!
Obwohl ich Fès wirklich schätzte, entschloss ich mich schlussendlich das weitere Warten weit weg von Stadtmauern zu betreiben. Die Reise ging also weiter Richtung Norden über Taounate nach Ketama. Ketama war sozusagen das Tor zum marrokanischen Rif. Es folgte also eine weitere wunderschöne Autofahrt, dieses Mal durch den Rifgebirgszug. Genauergesagt war es eine Autofahrt durch eine wunderschöne Landschaft, denn das Fahren selbst stellte sich als eher schwierig heraus. Obwohl die maximale Geschwindigkeit für diese Gebirgsstrecke je nach Abschnitt zwischen 60 und 100 km/h lag, fuhr ein Großteil der Verkehrsteilnehmer bei einer Geschwindigkeit von 20 bis maximal 40 km/h. Jedes zweite Auto im Gegenverkehr kam mir lichthupend entgegen, weshalb ich anfangs zweimal stehen blieb, um nachzusehen, ob sich an der vorderen Stoßstange irgendetwas verfangen hat. In den Dörfern wurde ich von den Fußgängern dazu gezwungen, mein Tempo auf ca. 10 km/h zu drosseln und wurde zusätzlich ständig um Zigaretten angebettelt - ein System, das ich vorerst nicht verstehen konnte, da ich die Erfolgsrate beim Anbetteln von vorbeifahrenden Autos für eher gering hielt. Aber plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich konnte mich wieder erinnern, dass ich in einem Marokkoreiseführer einen Artikel mit dem Titel "Kif in the Rif" gelesen hatte. Im selben Moment sah ich auch, dass es sich bei den Pflanzen, die auf den Äckern entlang der Straße angebaut wurden, um Hanf handelte. Über meine Naivität und die daraus resultierenden Falschinterpretationen der Lichthupen und Zigarettenbettler musste ich dann doch ein wenig Schmunzeln. Auch das gemütliche "Dahintuckern" der anderen Verkehrsteilnehmer konnte ich nun erklären. Anstatt mich mit Rauschmitteln einzudecken fuhr ich aber weiter im Rif und zwar über Bab Taza nach Chefchaouen, der vielleicht schönsten Stadt meiner Afrikareise.

Blick auf die Kasbah und den umliegenden Stadtteil von Chefchaouen
Von Chefchaouen begann ich dann meine Streifzüge in die Bergregion rund um den Nationalpark Talassemtane. Im Rahmen dieser ersten Exkursionen entdeckte ich dann das kleine Berberdorf Azilan, wohin ich dann auch sogleich meinen Stützpunkt verlegte. Von Azilan gingen dann meine letzten Affenexpeditionen aus auf der Suche nach den Berberaffen des Rifs. Die Suche war schlussendlich erfolgreich, wenn gleich ich kameratechnisch nie in Abschussposition kam. Ornithologisch stellte sich die Region anfangs als Herausforderung heraus, da meine Bestimmungsliteratur für Zentral- und Westafrika den Vögeln des Rifs nicht mehr gewachsen war. Auf den zweiten Blick konnte ich aber feststellen, dass ich eigentlich die meisten Vögel von zu Hause kannte: vom Rotkehlchen über Blaumeisen zu Buchfinken. Anbei wieder die Gesamtliste meiner Beobachtungen.

Säuger: Berberaffe (Macaca sylvanus), Mauswiesel (Mustela nivalis) und Fledermäuse, die ich nicht bestimmen konnte.

Vögel: Weißstorch (Ciconia ciconia), Schwarzmilan (Milvus migrans), Froschweihe (Circus ranivorus), Turmfalke (Falco tinnunculus), Ringeltaube (Columba palumbus), Mauersegler (Apus apus), Haubenlerche (Galerida cristata), Gebirgsstelze (Motacilla cinerea), Blaumerle (Monticola solitarius), Singdrossel (Turdus philomelos), Rotkehlchen (Erithacus rubecula), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Diademrotschwanz (Phoenicurus moussieri), Mittelmeersteinschmätzer (Oenanthe hispanica), Trauersteinschmätzer (Oenanthe leucura), Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), Gelbspötter (Hippolais icterina), Atlasgrasmücke (Sylvia deserticola), Samtkopfgrasmücke (Sylvia melanocephala), Zilpzalp (Phylloscopus collybita), Grauschnäpper (Muscicapa striata), Tannenmeise (Periparus ater), Blaumeise (Cyanistes caeruleus), Kohlmeise (Parus major), Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Eichelhäher (Garrulus glandarius), Kolkrabe (Corvus corax), Einfarbstar (Sturnus unicolor), Haussperling (Passer domesticus), Girlitz (Serinus serinus), Buchfink (Fringilla coelebs), Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), Wüstengimpel (Bucanetes githagineus), und viele weitere KBVs und KSVs, die ich nicht zu bestimmen vermochte.

Eine Gruppe von Weißstörchen (Ciconia ciconia) oberhalb von Chefchaouen
Ein Gelbspötter (Hippolais icterina) in den Gärten Azilans
Ein Girlitz (Serinus serinus) in den Pinienwäldern rund um Azilan
Ein Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), den ich in der Nähe einer Wasserstelle entlang der Bergstraße nach Azilan gesichtet habe.
Reptilien: Europäischer Fransenfinger (Acanthodactylus erythrurus)

Ein Europäischer Fransenfinger (Acanthodactylus erythrurus) beim "Wärmetanken"
Amphibien: Nordafrikanischer Feuersalamander (Salamandra algira), Berberkröte (Bufo mauritanicus)


Die Berberkröten (Bufo mauritanicus) waren nur nach Sonnenuntergang zu sehen
Schweren Herzens brach ich von meiner Herbergsfamilie in Azilan Richtung Bab Taza auf, von wo aus ich dieselbe Route zurück nach Fès nahm. 

Auch meine Herberge in Azilan war eingebettet in "kleine" Hanffelder
In Fès angekommen, musste ich feststellen, dass meine Autopapiere immer noch nicht angekommen waren. Also hieß es erneut Warten in der Königsstadt. Am folgenden Tag erhielt dich dann aber endlich eine Mitteilung der marokkanischen Post, dass ein Brief für mich abholbereit aufliegt. Im Postamt angekommen, durfte ich dann mit der Arbeitsweise der marokkanischen Post Bekanntschaft machen. Zu deren Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass diese Arbeitsweise wahrscheinlich nicht besser, aber auch nicht schlechter sein dürfte als in Postämtern in anderen Ländern dieser Welt und so wurde mir an einem Freitag um 10:00 Uhr vormittags am Postschalter mitgeteilt, dass das Wochenende schon begonnen hat und ich doch bitte am Montag wiederkommen solle. Meine Hartnäckigkeit habe ich ja schon in einigen früheren Blogeinträgen beschrieben und so kam es auch hier wieder zum Kampf zwischen meinem "Sitzfleisch" und der marokkanischen Sehnsucht nach Wochenende. Schlussendlich begab sich dann einer der Postbeamten auf die Suche nach meinem Brief, die aufgrund des hohen Organisationsgrades in diesem Postamt auch nur knapp eine Stunde dauerte. Aber wie auch immer, ich hatte schlussendlich meine Autopapiere und konnte damit endgültig Richtung Mittelmeerküste reisen.
Ein weiteres Mal führte mich die Route durchs Rifgebirge nach Bab Taza von wo aus ich nun gen Tétouan und dann an den Grenzübergang der spanischen Enklave Ceuta fuhr. Am Grenzübergang wollte ich dann voller Stolz meine EU-tauglichen Autopapiere vorzeigen, nur interessierte sich kein einziger spanischer Zöllner dafür. Diese untersuchten mein Auto auf potentielle Drogenpakete und forderten mich dann eher schroff auf endlich weiterzufahren. 
Ich war also nach nun über 8 Monaten Autofahrt zurück in der Europäischen Union. Obwohl Ceuta noch auf dem afrikanischen Kontinent liegt, ist der Unterschied zu Marokko gewaltig. Zwei Sachen stachen mir sofort ins Auge: der hohe Organisationsgrad und die hohen Preise. Ich musste mich vor allem wieder daran gewöhnen, dass man sein Auto nicht mehr einfach dort abstellt, wo man gerade aussteigen will, sondern sich einen Parkplatz suchen muss und für diesen dann auch noch bezahlen darf. Meine Rückkehr nach Europa war also ein wenig gewöhnungsbedürftig. Als ich endlich eine halbwegs "günstige" Herberge gefunden hatte, wurde darauf bestanden, dass ich sofort zu bezahlen hätte. Ich konnte in diesem Falle nur anbieten in marokkanischen Dirham zu bezahlen, was prompt abgelehnt wurde. Gnadenhalber wurden mir 5 Minuten gewährt, um Euro aufzutreiben. Auf meiner Suche nach einem Geldautomaten kam ich dann an meinem ersten europäischen Supermarkt seit ewigen Zeiten vorbei - ein Spar-Supermarkt. Anstatt gleich zurück ins Hotel zu gehen, um meine "Schulden" zu bezahlen, zog mich der Supermarkt magisch an. Im Supermarkt angekommen bereute ich diese Entscheidung sogleich. Dieses ganze Gewusel mit den Einkaufswägen war mir vorerst noch zu viel und so flüchtete ich schnurstraks zurück in mein Hotel und verkroch mich ein wenig in meiner Unterkunft. Am nächsten Tag organisierte ich dann die nur 30 minütige Überfahrt aufs europäische Festland, genauer gesagt nach Algeciras. Von Algeciras ging es direkt nach Estepona, wo ich bei meinen Studienfreunden Julia und Fernando unterkam. Ich war dankbar meinen Wiedereinstieg in Europa bei Freunden, sprich in einem etwas geschützen Rahmen, beginnen zu können. Am selben Tag kamen zwei weitere Hausgäste an. Zwei Steirer, die ihren Andalusienurlaub ebenfalls bei Julia und Fernando begannen. Und so zog ich in steirischer Begleitung durch die Straßen von Estepona. Höhepunkt meines Aufenthaltes war aber eindeutig die Bootsfahrt zu und anschließend mit den Delfinen. 

Ein Gruppe Gemeiner Delfine (Delphinus delphis) im Mittelmeer vor der Küste Esteponas
Nach zwei Tagen und ein wenig sangria-gehandicapt ging also die Autobahnfahrt Richtung Österreich los; denn, die Entscheidung war gefallen, dass ich keine Urlaubszeit mehr in Spanien oder Frankreich verbringen wollte. Von Estepona ging es über Marbella, Málaga, Granada, Lorca und Murcia nach Valencia und von dort über Castellón de la Plana, Tarragona, Barcelona und Girona an die spanisch-französische Grenze. Von dort fuhr ich über Perpignan, Narbonne, Montpellier, Nîmes, Arles, Aix-en-Provence nach Nizza, vorbei an Monaco nach Genua und über Alessandria, Piacenza, Brescia, und Trient nach Bozen mit einer Übernachtung in Klausen, wo zum ersten Mal, ganz starke heimatliche, nostalgische Gefühle ausgelöst wurden, denn ich war zurück in den Alpen. 

Blick auf Monaco
Von Klausen ging es dann über das Pustertal nach Lienz. Vom Osttirol fuhr ich weiter nach Schladming und dann nach Pruggern im Ennstal, wo meine alte Clique aus Innsbrucker Studententagen eine Hütte gemietet hatte. Und so verbrachte ich meine erste Woche in der Heimat mit meinen Freunden auf einer Hütte zum Geschichten austauschen und natürlich auch zum Bergwandern: Stierkarsee (1810m), Deneck (2433m), Neualmscharte (2347m) und Pleschnitzzinken (2112m). 

Das Rapoldifamilienfoto am Anstieg zum Pleschnitzzinken (Foto: Patrick Jussel)
Neualmscharte: Der Blick zurück auf den Obersee, den Hüttensee und den etwas versteckten Ausgangspunkt, den Steirischen Bodensee (im Hintergrund: Stoderzinken und Kamm)
Natürlich nutzte ich das Bergwandern in den Niederen Tauern auch zum Wiedererkunden der österreichischen Fauna:

Säuger: Alpenspitzmaus (Sorex alpinus), Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Alpenmurmeltier (Marmota marmota), Gämse (Rupicapra rupicapra) und Mäuse sowie Maulwürfe, die ich nicht bestimmen konnte.

Alpenspitzmaus (Sorex alpinus) beim Abstieg von der Hans-Wödl-Hütte
Flüchtende Gämse (Rupicapra rupicapra) am Deneck
Vögel: Blässgans (Anser albifrons), Stockente (Anas platyrhynchos), Mäusebussard (Buteo buteo), Haselhuhn (Bonasa bonasia), Auerhuhn (Tetrao urogallus), Buntspecht (Dendrocopos major), Bachstelze (Motacilla alba), Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros), Wacholderdrossel (Turdus pilaris), Weidenmeise (Parus montanus), Kohlmeise (Parus major), Kleiber (Sitta europaea), Waldbaumläufer (Certhia familiaris), Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes), Alpendohle (Pyrrhocorax graculus), Kolkrabe (Corvus corax), Buchfink (Fringilla coelebs), und einige weitere KBVs und KSVs, die ich nicht zu bestimmen vermochte.

Stockenten (Anas platyrhynchos) am Steirischen Bodensee
Weidenmeise (Parus montanus) am Aufstieg zum Stierkarsee
Ein Kleiber (Sitta europaea) am Aufstieg zur Neualmscharte
Ein Waldbaumläufer (Certhia familiaris) am Galsterberg
Amphibien: Alpensalamander (Salamandra atra), Grasfrosch (Rana temporaria)

Ein Grasfrosch (Rana temporaria) im namenlosen See oberhalb des Kaltenbachsees
Nach dieser wunderschönen Woche mit meinen Freunden im Ennstal machte ich mich an den letzten Teil meiner Strecke. Ich fuhr zurück nach Schladming und dann über Salzburg und Innsbruck nach Lech am Arlberg, um von dort in den Bregenzerwald einzutauchen und nach etwas mehr als 27.000 km und der Fahrt durch 19 Länder in Bersbuch bei meiner Familie anzukommen. Ich wurde von meinen Eltern und Geschwistern empfangen, die ein kleines Grillfest organisiert hatten. Und so wurde das Wiedersehen bis spät in die Nacht gefeiert.

An dieser Stelle sollte jetzt wahrscheinlich ein Resümee geschrieben werden. Dafür müsste ich das ganze Abenteuer nüchtern analysieren, was aber noch nicht möglich ist. Vielmehr befinde ich mich nach wie vor in einem Hochgefühl und einer Zufriedenheit darüber, dass ich das erleben durfte, was ich in den letzten neun Monaten erlebt habe. Spontan fallen mir zwei "Highlights" ein, die wirklich ein wenig herausstechen. Da ist einmal jener Morgen, an dem ich mich aufmachte, um den Niokolo-Koba Nationalpark im Senegal zu verlassen und dabei innerhalb einer halben Stunde meinen ersten Leoparden und meine ersten Wildhunde sah und da ist mein Aufenthalt im beninischen Fischerdorf Kouvenafide, der einfach unglaublich schön, man könnte fast sagen kitschig war: das Schlafen am Strand unter dem afrikanischen Sternenhimmel, das meditative nächtliche Trommeln, der frische Fisch, die angenehme Harmonie innerhalb der Familie, die mich beherbergte bzw. eigentlich innerhalb des ganzen Dorfes. Was ich aber kurz auflisten kann sind meine "favorits" hinsichtlich Länder, Fahrstrecken und Nationalparks:

Meine Top 5 der besuchten Länder:
     1. Kamerun
     2. Benin
     3. Ghana
     4. Senegal
     5. Sierra Leone

Meine Top 5 der gefahrenen Autostrecken:
     1. Atakoragebirge (Benin/Togo)
     2. Hoher Atlas (Marokko)
     3. Grassfields (Kamerun)
     4. Westafrikanischer Regenwald (Liberia)
     5. Rif-Gebirge (Marokko)

Meine Top 5 Nationalparks:
     1. W (Benin)
     2. Mole (Ghana)
     3. Niokolo-Koba (Senegal)
     4. Gola-Hills (Sierra Leone)
     5. Pendjari (Benin)



Aber weit mehr als ein Rückblick beschäftigt mich der Blick in die Zukunft. Vielleicht ist es unpassend, aber in letzter Zeit fällt mir oft ein Zitat aus J. R. R. Tolkiens drittem Teil (The Return of the King) der Trilogie "Der Herr der Ringe" ein: "How do you pick up the threads of an old life? How do you go on, when in your heart, you begin to understand, there is no going back?". Ja, und wenn ich mir so anschaue, in welche Richtung meine Jobsuche verläuft, so scheint sich der letztere Teil dieses Zitats zu bewahrheiten. 
Wenn man sich die Literatur anschaut, die Reisende eben während dem Reisen lesen, so hat diese meist mit dem besuchten Land, den Menschen und/oder der lokalen Kultur zu tun. Bei mir war das doch ein wenig anders. Eines jener Bücher, das ich mir während meiner Zeit in Ghana und Côte d'Ivoire zu Gemüte führte, war Hermann Hesses "Das Glasperlenspiel". Und genau in diesem Buch fand ich ein Gedicht des Glasperlenspielmeisters Josef Knecht, das mir jedes Mal, wenn ich es wieder durchlese das Gefühl gibt, als hätte da jemand mein Leben beschreiben wollen:


                    S T U F E N

                    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
                    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
                    Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
                    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
                    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
                    Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
                    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
                    In andre, neue Bindungen zu geben.
                    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
                    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

                    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
                    An keinem wie an einer Heimat hängen,
                    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
                    Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
                    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
                    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
                    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
                    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

                    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
                    Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
                    Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
                    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!